Schmerzen in der Brust können tiefgreifende medizinische Ursachen haben. Die Kardiologie am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara verfügt über besondere Möglichkeiten, um den akuten Schmerz bei Patienten abzuklären und entweder eine ernsthafte Erkrankung auszuschließen oder geeignete Maßnahmen einzuleiten. In der sogenannten Chest Pain Unit (CPU) arbeiten Spezialisten bei Bedarf rund um die Uhr an der Erkennung und Behandlung von zeitkritischen kardiologischen Erkrankungen wie zum Beispiel dem Herzinfarkt. Für die hohen Standards bei medizinischen Abläufen, Qualifikation und Ausstattung ist das Team um Chefarzt Prof. Dr. Roland Willenbrock nun von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zertifiziert worden.
Die Chest Pain Unit, eine medizinisch-pflegerische Einheit innerhalb der Klinik, ist in ständiger Bereitschaft, um Patienten mit unklaren Brustschmerzen eine schnelle und präzise Diagnose und Behandlung nach standardisierten Kriterien zukommen zu lassen. Das Team besteht aus internistischen Fachärzten mit dem Schwerpunkt Kardiologie und speziell ausgebildetem Pflegepersonal. Ausgestattet ist es mit modernster Diagnosetechnik, zum Beispiel mit Geräten zur Kreislaufüberwachung oder Ultraschallvorrichtungen, mit denen die Herzfunktion dargestellt wird. Die Vitaldaten des Patienten werden so lange lückenlos überwacht und aufgezeichnet, bis eine klare Diagnose gestellt werden kann.
Für die Zertifizierung einer Chest Pain Unit durch die Fachgesellschaft werden anspruchsvolle Vorrausetzungen, wie eine Mindestzahl von ausgebildeten Fachmedizinern und speziell ausgebildeten Pflegenden sowie gleichbleibend schnelle Reaktions- , Behandlungs- und Verlegungszeiten, abgeprüft. Die 24-Stunden-Bereitschaft, ein eigenes Dienstplansystem und eine Vielzahl von vorgeschriebenen Fortbildungen gehören ebenfalls zu den Zertifizierungsvoraussetzungen. Spätestens innerhalb von 30 Minuten muss die Behandlung im Herzkatheterlabor beginnen können – optimale Planung und Organisation als Voraussetzung für lebensrettende Maßnahmen. Andreas Rammelt, Oberarzt in der Kardiologie des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara, leitet die Chest Pain Unit. Mit der Zertifizierung sieht er die Anstrengungen der Klinik bestätigt: „Wir sind dafür ausgerüstet und ausgebildet, um unsere Patienten so schnell wie möglich und nach modernsten Standards zu behandeln. Gerade bei ernsthaften und akuten Herzerkrankungen führen die standardisierten Verfahren der zertifizierten Chest Pain Unit zu einer nachweislich verbesserten Prognose, also einer deutlich besseren Lebenserwartung für den Patienten.“
In rund der Hälfte der in der Chest Pain Unit des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara begutachteten Fälle besteht kein akutes Herzproblem, so dass zügig Entwarnung gegeben werden kann. Etwa 20 Prozent der Patienten werden mit einem Herzinfarkt bei nicht komplett verschlossenem Gefäß eingeliefert, der medikamentös behandelt werden kann. Je nach Beschwerdebild wird zusätzlich eine spezielle Behandlung im Herzkatheterlabor erforderlich. Bei rund 10 Prozent der Patienten liegen eine lebensbedrohende Erkrankung wie ein Hebungsinfarkt vor. Dieser komplette Infarkt eines Herzkranzgefäßes muss sofort und umfassend behandelt werden, um das Leben des Patienten zu retten. Noch in der Rettungsstelle wird bei Bedarf eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, da der Zeitfaktor die entscheidende Rolle spielt. Im Herzkatheterlabor werden die Herzgefäße unter Einsatz von Kontrastmittel dargestellt und ein Zugang, zum Beispiel über das Handgelenk oder die Leiste, gelegt. Bei einem akuten Verschluss des Gefäßes überwinden die Spezialisten des ärztlichen Teams mit einem eingeführten Spezialdraht den Verschluss und öffnen die Engstelle dauerhaft mit einem Stent (zu deutsch: Gefäßstütze). Bei diesen medizinischen Implantaten zum Offenhalten von Gefäßen handelt es sich zumeist um eine Spiraldrahtprothese aus Metall oder Kunstfasern.
Die Leistungsfähigkeit der Chest Pain Unit zeigt sich auch bei anderen Krankheitsbildern wie Blutgerinnseln in der Lunge (Lungenembolie) oder akuten Gefäßveränderungen an der Hauptschlagader (Aortendissektion). Das in der Bevölkerung weithin bekannte Vorhofflimmern, eine Herzrhythmusstörung, von der in Deutschland rund 300.000 Menschen betroffen sind, wird von den Fachärzten des halleschen Krankenhauses schnell und schonend behandelt. In einer nur etwa zweiminütigen Kurzzeitnarkose korrigiert ein kleiner Elektroschock den Herzrhythmus, so dass der Patient unter Einnahme von Medikamenten in einen beschwerdefreien Alltag zurückkehren kann.
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