Neubeginn und Kontinuität in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara: Mit der Berufung von PD Dr. Mirko Döhnert zum Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie wird ein neues Kapitel in der erfolgreichen Geschichte der Einrichtung am Krankenhausstandort St. Barbara aufgeschlagen. Dipl.-Med. Manuela Elz, rund 11 Jahre lang Chefärztin der Klinik, führt ihre Tätigkeit als Fachärztin fort und unterstützt den neuen Chefarzt beim Ausbau des Leistungsspektrums.
Vorbereitet hat PD Dr. Mirko Döhnert den Übergang in der Leitung bereits seit dem Sommer dieses Jahres – in regelmäßigen Arbeitstreffen mit der Chefärztin und dem Team der Klinik. Der 51-jährige Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie kommt von der Universitätsmedizin Leipzig, wo er viele Jahre lang in leitender Funktion an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters tätig war. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit hat PD Dr. Döhnert in der Vergangenheit Forschungsschwerpunkte für die spezielle Behandlung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen besetzt. In Halle sieht der neue Chefarzt beste Chancen für eine moderne und wertegeleitete Medizin: „Unser christliches Krankenhaus steht in der Tradition der Schwestern von der heiligen Elisabeth. Bereits vor rund 130 Jahren waren die Gesundheit und das Wohlergehen von benachteiligten Kindern und Jugendlichen für die Schwestern eine Herzensangelegenheit. An diese Tradition anknüpfen zu dürfen und gemeinsam mit den Familien sinnbildlich Steine im Alltag aus dem Weg zu räumen, reizt mich sehr.“
Der gebürtige Sachse absolvierte sein Studium der Humanmedizin in Leipzig, mit Praktikumsstationen in Nordengland und in der Schweiz. 1998 begann er seine Facharztausbildung am Parkklinikum Leipzig. Im Jahr 2001 erfolgten im Rahmen der Facharztausbildung ein Wechsel zur Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Erfurt unter Dr. Ekkehart D. Englert sowie später in die Kinderheilkunde des Sophien- und Hufeland-Klinikums in Weimar. 2004 zog der heutige Chefarzt mit seiner Familie in die Schweiz und war rund vier Jahre lang für den Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst des Kantons Zürich tätig. In dieser Zeit begann er unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Christoph Steinhausen seine Elektroenzephalogramm (EEG)- basierte Forschungsarbeit. Dazu gehört unter anderem auch das sogenannte Neurofeedback, eine computergestützte Form der Verhaltenstherapie für Kinder mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung). Diese ermöglicht ein strukturiertes Training spezifischer Hirnaktivität und bewirkt darüber hinaus eine Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit und von Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen.
Im Jahr 2008 kehrte PD Dr. Mirko Döhnert an das Universitätsklinikum Leipzig zurück und übernahm dort Verantwortung als stellvertretender Klinikdirektor in der Zusammenarbeit mit dem amtierenden Klinikdirektor Prof. Dr. Kai von Klitzing. In dieser Zeit war PD Dr. Döhnert maßgeblich an einem Forschungsprojekt zur Entstehung von Depressionen im Kindes- und Jugendalter des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen (LIFE) beteiligt. Das Zentrum widmet sich der Erforschung von Zivilisationserkrankungen wie Depression, Diabetes, Allergien oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Jahr 2016 schließlich folgte seine Habilitation.
Am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara möchte der neue Chefarzt unter anderem moderne Therapiemethoden ausbauen und die aufsuchende Behandlung, das sogenannte Home Treatment, etablieren. Bei diesem Ansatz unterstützt ein spezialisiertes Team die Kinder und Jugendlichen und ihre Familien direkt im häuslichen Umfeld. Der Fokus der Klinik wird weiterhin auf der psychotherapeutischen Behandlung der Kinder und Jugendlichen liegen – wirksame Therapien und Beratung für die Familien eingeschlossen. PD Dr. Döhnert erläutert: „Wir haben konkrete Therapie- und Unterstützungsangebote bei der Behandlung beeinträchtigter Kinder. Neben der Ursachenforschung geht es uns darum, gezielte Strategien für die Verbesserung dieser kleinen und größeren Auffälligkeiten im Alltag zu finden. Insbesondere sind die Zunahme von Depressionen im Kindes- und Jugendalter sowie Essstörungen für uns wichtige Behandlungsfelder. Neu ist die verstärkte Sicht auf die Auswirkung von psychischen oder schweren körperlichen Erkrankungen von Eltern auf das Wohlbefinden der Kinder und die familiäre Gesamtsituation. Hier haben wir mit der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und dem übergeordneten Zentrum für Psychosomatische und Psychische Gesundheit bereits den geeigneten Partner an unserem Standort in der Barbarastraße.“
Nicht nur Glückwünsche, sondern konkrete Unterstützung, erhält PD Dr. Döhnert von seiner Vorgängerin Manuela Elz. Die seit mehr als zwanzig Jahren in leitender Funktion für die Klinik tätige, nun scheidende Chefärztin, wird künftig auf eigenen Wunsch als Fachärztin in der psychiatrischen Institutsambulanz der Klinik die optimale Versorgung der jungen Patientinnen und Patienten sicherstellen. Schwerpunkte ihrer Arbeit werden die begleitende Systemische Familientherapie, die Fortführung einer Spezialsprechstunde für Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund sowie die generationenübergreifende Psychotherapie sein. Ein zuletzt auch in der Öffentlichkeit breit diskutiertes Vorhaben ist die Arbeit mit „Systemsprengern“, also mit Kindern und Jugendlichen, für die bestehende Hilfsangebote nicht ausreichen. Bei diesem Thema bleibt Manuela Elz am „Runden Tisch“ der halleschen Institutionen erste Ansprechpartnerin auf Seiten des Krankenhauses. „In Anlehnung an das alte Pilgergebet wünsche ich Herrn Döhnert den Mut, Dinge zu verändern, Gelassenheit, wenn Umstände nicht sofort zu verändern sind und die stetige Weisheit, beide Herausforderungen voneinander zu unterscheiden“, gibt die langjährige Chefärztin ihrem Nachfolger mit auf den Weg in die weitere Zusammenarbeit.
Bereits jetzt sieht sich PD Dr. Mirko Döhnert gut in seiner neuen Wirkungsstätte am Krankenhausstandort St. Barbara angekommen. Auch privat freut sich der zweifache Familienvater und ehemalige Leistungssportler im Schwimmen und Wasserball auf die erweiterte Metropolregion Halle und Leipzig. Als begeisterter Konzertgänger „von Bach bis Beat“ möchte er darüber hinaus die ehrenamtliche Zusammenarbeit mit Musikpädagogen im Rahmen des Leipziger Symposiums zur Kinder- und Jugendstimme, zusammen mit seinem Kollegen Prof. Dr. Michael Fuchs vom Universitätsklinikum Leipzig, fortführen.
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