Die Geburt eines Kindes ist ein gewaltiges Lebensereignis, für viele Paare vielleicht sogar im Sinne einer Grenzerfahrung. Selbst hochbetagte Mütter können sich noch gut an die Geburt ihrer Kinder erinnern. In den letzten Jahren wird immer offener über die individuellen Erfahrungen unter der Geburt gesprochen, auch über posttraumatische Belastungsstörungen nach der Geburt oder Fragen und Irritation, die unter der Geburt aufgetreten sind. Um den Frauen und ihren Angehörigen frühestmöglich die Gelegenheit zu geben, die Erlebnisse zu reflektieren, haben wir das Gespräch mit der Hebamme am Tag nach der Geburt etabliert. Hierbei wird erörtert, wie gut die Mutter und ggfs. der Partner, der im Kreißsaal dabei war, mit der Geburt zurechtgekommen sind oder ob es Dinge gibt, die sie nicht verarbeitet, nicht verstanden oder vielleicht als sehr traumatisch erfahren haben. Eine Erklärung der Vorgehensweisen und Umstände hilft in diesen Fällen oft weiter und entlastet die Mutter.
Kathrin Eichhorn, Leitende Hebamme am EKBK erläutert: „Wir sprechen noch einmal die gesamte Geburt durch, je nachdem, wie bereit die Mutter dafür ist. Es ist keine Pflicht. Wenn die Frau das nicht möchte, akzeptieren wir diese Entscheidung. Aber die meisten Frauen nehmen das Angebot gern wahr. Bei diesen Gesprächen merken wir, wie wichtig es für die Frauen ist, über ihre Geburt zu sprechen.“
Gerade bei negativen Gefühlen, die mit der Geburt verbunden werden, ist es wichtig, diese so zeitig wie möglich aufzugreifen. Wenn bei dem Gespräch auffällt, dass die Belastung sehr groß ist und in Richtung Traumatisierung geht, dann vermitteln wir an die Kollegen aus der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie weiter. Diese können dann sofort mit der Frau auch in tiefenpsychologische Gespräche gehen, damit die Frau aufgefangen wird und sich nicht erst zu Hause etwas aufbaut, das sie dann nicht mehr steuern kann.
Nach dem Gespräch erhalten die Frauen einen Fragebogen, der Themen zu ihrer psychischen Gesundheit beinhaltet, z. B. zum Schlafverhalten, Träumen und Ängsten. Dieser Bogen wird dann von unseren Ärzten zum Entlassungsgespräch ausgewertet und bei Handlungsbedarf z. B. eine psychosomatische Sprechstunde angeboten. Jede Frau bekommt auch eine Kontaktkarte mit, falls sich im späteren Verlauf des Wochenbetts der Bedarf zur Aufarbeitung der Geburt ergibt.
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