Die Chronische obstruktive Lungenerkrankung (englisch: chronic obstructive pulmonary disease, abgekürzt: COPD) zählt zu den am meisten unterschätzten Volkskrankheiten. Experten gehen davon aus, dass die COPD im Jahr 2020 weltweit die dritthäufigste Todesursache, nach Herzinfarkten und Schlaganfällen, sein wird. Am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) sind die Aufklärung über die unterschätzte Krankheit sowie ihre Behandlung ein medizinischer Schwerpunkt. Jährlich weisen die Lungenspezialisten der Medizinischen Klinik III unter der Leitung von Chefarzt Dr. Ralf Heine mit einem COPD-Tag auf das Erkrankungsrisiko hin und geben Hinweise, wie den Krankheitszeichen begegnet werden kann. Auch in diesem Jahr haben sich Patienten, Angehörige und Interessierte bei Vorträgen informiert und die Angebote vor Ort, zum Beispiel Lungenfunktions- und Bluttests, wahrgenommen.
Die Erkrankung COPD besteht aus einer schleichenden Verschlechterung der Lungenfunktion. Krankheitszeichen sind Luftknappheit, Husten und Auswurf. Da der menschliche Körper Funktionsverluste von Organen vergleichsweise lange ausgleichen kann, merken die Betroffenen lange nichts von der Erkrankung, die ihnen buchstäblich die Luft zum Atmen raubt. Betroffen sind vorwiegend Raucher – aber auch schädliche Umwelteinflüsse wie Abgase oder Kohlenstaub erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an COPD zu erkranken. Dr. Jan Hinrichs ist Oberarzt der Klinik am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara und kennt die Problematik: „Wenn man das erste Mal Luftnot empfindet, ist der Funktionsverlust der Lunge bereits ausgeprägt eingetreten. Selbst, wenn die Patienten umgehend mit dem Rauchen aufhören, was leider eher selten der Fall ist, regeneriert sich die Lunge bei COPD nicht mehr. Die Erkrankung schreitet dann chronisch fort.“ Ein weiteres Problem: Je schlechter die Patienten Luft bekommen, desto weniger bewegen sie sich und desto schwächer wird in der Folge die Muskulatur. Häufig führt die Kombination aus Luftnot und der damit verbundenen Angst auch zu psychischen Problemen. Die COPD wird dadurch zu einer Erkrankung des gesamten Körpers, die nicht selten in eine soziale Isolation mündet. Am Ende steht oft nur die Option der Beatmung, die einen erheblichen Verlust an Lebensqualität bedeutet.
Für Patienten mit einer besonders schweren COPD-Erkrankung, bei denen die künstliche Beatmung erforderlich geworden ist, gibt es am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara seit diesem Jahr ein spezialisiertes Angebot. Ein interdisziplinäres Team hat sich im Weaningzentrum – Weaning bedeutet Beatmungsentwöhnung – zusammengeschlossen. Die Aufgabe des Zentrums besteht darin, Patienten zu identifizieren, die für eine Entwöhnung von der Beatmung in Frage kommen. Dann werden therapeutische Maßnahmen eingesetzt, um den durch die Erkrankung hervorgerufenen Einschränkungen im Organsystem, zum Beispiel Schluckstörungen, Rückbildung der Muskulatur, Darmträgheit oder auch psychischen Veränderungen, zu begegnen. Ein therapeutischer Aufwand, der sich lohnt. In den Weaningzentren in Deutschland können etwa 60 Prozent der Patienten von der Beatmung entwöhnt und den Betroffenen so ein großes Stück Lebensqualität zurückgegeben werden.
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